Das Thema Elektromobilität ist sehr schnelllebig und beim Voranschreiten verschiedener neuer Ansätze ist es schwer, immer auf dem neuesten Stand zu bleiben. Dabei möchten wir Sie unterstützen und haben uns daher näher mit den Themen Wasserstoffautos bzw. "Brennstoffzellen-Elektrofahrzeugen" auseinandergesetzt.
Wir haben für Sie einen Experten befragt und Antworten auf folgende Fragen erhalten: Wie schneiden Wasserstoffautos im Vergleich zu Elektroautos oder Verbrennungsmotoren ab? Und werden Sie bald bereits gängige Praxis auf der Straße sein?
Erik van Wermeskerken, Großkundenbetreuer bei Athlon Niederlande, gibt Auskunft.
Eine emissionsfreie Zukunft? Wasserstoffautos erklärt.
Das Wichtigste zuerst: Wie funktionieren Wasserstoffautos?
"Ein wasserstoffbetriebenes Auto funktioniert technisch fast identisch zu einem Elektroauto. Der wesentliche Unterschied besteht jedoch darin, dass die Energie in Form von Wasserstoff und nicht in der Batterie gespeichert wird. Wasserstoff wird durch Wasserelektrolyse gewonnen. In diesem Prozess wird Wasser (H20) in Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O) gespalten. Wenn die beiden Elemente in einer "Brennstoffzelle" im Auto kombiniert werden, wird Elektrizität freigesetzt. Bei der Reaktion entsteht Wasser als einzige Emission. Der Wasserstoff wird unter sehr hohem Druck in einem Tank im Auto gespeichert, um sicherzustellen, dass das Auto eine ausreichende Reichweite hat. Mit anderen Worten: man tankt Wasserstoff – und das nicht liter-, sondern kiloweise. Das Tanken dauert nur ein paar Minuten und mit einem vollen Tank lassen sich bis zu 480 Kilometer oder mehr zurücklegen. Die von der Brennstoffzelle erzeugte Elektrizität treibt den Elektromotor an, genau wie bei einem Elektroauto. In der Branche wird ein wasserstoffbetriebenes Auto als FCEV bezeichnet."
Welche Vorteile bieten Wasserstoffautos?
"Das Betanken einer Wasserstoff-Brennstoffzelle ist nicht zu vergleichen mit dem Aufladen einer Batterie. Der Wasserstofftank füllt sich in nur wenigen Minuten und ähnelt damit sehr dem Betanken eines Benzin- oder Dieseltanks. Das bedeutet schnelles Auftanken und gleichzeitig eine hohe Reichweite. Die Reichweite ist ein klarer Vorteil. Man braucht keinen schweren Akku, was bedeutet, dass die Ladekapazität des Autos mehr oder weniger unverändert bleibt. Das ist ein echter Bonus für leichte Nutzfahrzeuge (Lieferwagen), Lastwagen und Busse. Außerdem hat Wasserstoff eine bessere Energiedichte als eine Batterie. Mit anderen Worten: Wasserstoff eignet sich besser zur Energiespeicherung.“
Gibt es denn auch Nachteile?
"Ich fürchte ja. Die zusätzliche Brennstoffzelle macht das Auto zunächst einmal teurer. Außerdem kann man nur an speziellen Wasserstofftankstellen tanken. Davon gibt es derzeit noch nicht genügend, weshalb sich viele potenzielle Käufer stattdessen aktuell noch für ein Elektroauto entscheiden.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass Wasserstoff nur dann eine nachhaltige Lösung bietet, wenn er auch nachhaltig produziert wird: Das Wasser muss mit erneuerbarer Energie elektrolysiert werden. Gegenwärtig wird nur ein sehr kleiner Prozentsatz des Wasserstoffs auf diese Weise hergestellt. Man darf nicht vergessen, dass viel Energie dabei verloren wird, wenn Wasserstoff produziert und im Auto wieder in Energie umgewandelt wird. Die zum Laden einer Batterie benötigte Energie ist weitaus effizienter.
Wenn es um das Management einer Flotte geht, besteht der größte Nachteil jedoch darin, dass es gegenwärtig nur sehr wenige Wasserstoffautos auf dem Markt gibt und eine sehr begrenzte Infrastruktur. Wasserstoffautos sind in der Entwicklung gerade an dem Punkt, an dem elektrische Fahrzeuge noch vor acht Jahren waren. Tatsächlich bietet die Infrastruktur sogar schlechtere Voraussetzungen als damals für elektrische Fahrzeuge, denn jedes Haus oder Büro verfügt über eine Stromversorgung – eine gute Voraussetzung für Elektrofahrzeuge. Wasserstoff ist im Gegensatz dazu viel schwieriger zu bekommen."
Elektroautos bestimmen derzeit den Trend. Können Wasserstoffautos da mithalten?
"Sobald der Kaufpreis von Wasserstoffautos sinkt und die Zahl der Wasserstofftankstellen steigt, gehe ich davon aus, dass Wasserstoff wettbewerbsfähig wird. Derzeit setzen sich nur eine Handvoll Hersteller für die Entwicklung von Wasserstoffautos ein. Es mangelt an Optionen für Privatwagen, aber auch für Liefer- und Lastwagen. Erst kürzlich haben die Daimler Truck AG und die Volvo Group angekündigt, dass sie sich im Rahmen der Green-Deal-Vision für nachhaltigen Verkehr und ein kohlenstoffneutrales Europa bis 2050 zusammenschließen."1
In welchen Segmenten sind Wasserstofffahrzeuge für den Flottensektor attraktiv?
"Wasserstoff ist keine gute Option im Hinblick auf Pkws für den normalen Gebrauch – reine Elektroautos sind in dieser Situation die beste Wahl. Wasserstoff eignet sich ausschließlich für Autos, die oft lange Strecken zurücklegen müssen. Das macht Wasserstoff für Transporter, Lastwagen und Busse besonders attraktiv, weil FCEVs so schnell betankt werden können und kaum auf Ladekapazität verzichten müssen."
Welche Ratschläge haben Sie für Kunden, die an dieser Technologie für ihre Flotte interessiert sind? Und warum sollten sie Athlon als Flottenpartner wählen?
"Flottenmanagement bedeutet, sowohl das große Ganze als auch die kleinen Details zu berücksichtigen. Wenn es um kurzfristige taktische Entscheidungen geht, steht Wasserstoff im Moment nicht im Fokus. Die Situation erinnert jedoch an die der Elektroautos vor fünf bis zehn Jahren. Es ist wichtig, alle Entwicklungen genau im Auge zu behalten. Und der beste Weg hierfür ist es, einen Partner an der Seite zu haben, der dies für Sie übernimmt. Genau hier unterstützt Athlon Sie z.B. durch Fuhrparkanalysen, die dabei helfen, den richtigen Zeitpunkt zu erkennen, ab dem aktuelle Branchentrends auch für Ihren Fuhrpark relevant werden.“
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1Interview aus 08/2020 – aktuelle Informationen finden Sie hier:
https://www.daimler.com/konzern/news/planung-joint-venture-volvo.html