Max genießt den Sommer 2030 in seiner Stadt. Er schätzt die Lebensqualität dort. Wie alle seine Kollegen im Unternehmen besitzt er kein eigenes Auto, kommt dafür ganz bequem mit einer Kombination aus verschiedenen Verkehrsmitteln zu den gemeinsamen Terminen. Er kann mit dem E-Fahrzeug spezielle Fahrspuren nutzen, die ihm im Head-up-Display virtuell je nach Verkehrssituation angezeigt werden und kann sogar kostenlos parken. Hat er einen Termin außerhalb, steigt er per App auf ein autonomes Taxi um. Da kann er die Zeit zur Vorbereitung nutzen oder ganz entspannt die vorbeiziehende Landschaft auf sich wirken lassen.
Utopie? Ganz und gar nicht. So oder so ähnlich könnte das Leben in einer Smart City, der intelligenten und vernetzten Stadt, schon in zehn Jahren aussehen. Aber was genau versteht man eigentlich darunter? Digitalisierung treibt die Infrastruktur von morgen. Sie ist von grundlegender Bedeutung für die Herausforderungen der Zukunft – auch in puncto intelligenter Mobilität.
„Intelligent ist, was den Menschen in der Stadt am meisten dient.“, sagt Lukas Neckermann, der die Mobilitätsrevolution in seinem Buch „Intelligente Städte, intelligente Mobilität“ beleuchtet. Er fordert, dass intelligente Städte sich kontinuierlich neu erfinden. Während sie ihre Geschichte, Kultur sowie ihr Herz nicht vergessen, ermöglichen fortschrittliche Städte stets neue Erlebnisse, neue Infrastrukturen.
Weiter heißt es: „Eine intelligente Stadt in Kombination mit intelligenter Mobilität bietet ständig wachsende Lebensqualität und die Fähigkeit, Bedürfnisse, Wünsche und Anforderungen an modernen Transport vorausschauend weiterzuentwickeln und anzubieten.“ (1)
Mobilität auf neuen Wegen
5 Milliarden Menschen werden 2030 in Städten wohnen.(2) Die Kosten durch Verkehrsstau in Europa und den USA werden für dasselbe Jahr auf 239 Milliarden USD(3) geschätzt. 70 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen fallen heute in Städten an. Neue Lösungen werden deshalb immer wichtiger. Aber auch in der Einstellung zeichnet sich bereits ein Wandel ab. Während früher ein eigenes Auto für echte Flexibilität stand und ein eigener Firmenwagen die Position im Unternehmen dokumentierte, haben kommende Generationen schon ganz andere Anforderungen. Ein privates Auto steht meist 22 Stunden am Tag und ist teuer. Immer mehr Menschen suchen deshalb nach günstigen und stressfreien Alternativen zum Autobesitz. Kein Wunder angesichts von wachsenden Staus und Parkplatznot.

Bitte wenden – die neue Bewegungsfreiheit.
Die Chancen der Digitalisierung haben nicht nur Städte wie Singapur erkannt, die bereits jetzt als weltweit führende Smart City gilt. Deren Konzept geht weit über die reine Anwendung von Informations- und Kommunikationstechnologien zu Ressourcenschonung und Emissionsreduktion hinaus. Der Stadtstaat sieht sich als Plattform für Netzwerke smarter Transport-, Wasserversorgungs- und Müllverwertungssysteme. Mithilfe von Technologien soll effektiver beleuchtet, besser gekühlt und geheizt werden.
Auch in Europa gibt es bereits zahlreiche ambitionierte Projekte. Zum Beispiel Mobility-as-a-Service (MaaS) – Mobilität als Dienstleistung in Helsinki, der ersten Stadt, in der man seine gesamte multimodale Mobilität per App managen kann. Nach Eingabe des gewünschten Ziels bekommt man alternativ die schnellste, günstigste oder schönste Verbindung angezeigt. Berücksichtigt werden dabei Busse, Straßenbahnen, Carsharing, Mietwagen, Leihräder, Taxis und mehr. Auch außerhalb Finnlands könnte dieses Modell erfolgreich sein. Voraussetzung ist allerdings die Verfügbarkeit von Daten, das heißt, Transportunternehmen müssen ihre Daten freiwillig teilen. In Finnland gibt es dazu bereits eine gesetzliche Verordnung.
Persönliche urbane Mobilität besteht auf jeden Fall künftig aus vielen Bausteinen. Eine Mischung aus ÖPNV, Ride Hailing, Carsharing, Mietwagen und Fahrrad. Weniger Menschen werden mit ihrem privaten PKW unterwegs sein und stattdessen Sharing-Angebote nutzen. Auch Bike-Sharing sowie die Nutzung von Pedelecs und E-Scootern sind eine ideale Fortbewegungsart in der Stadt. In Südamerika gehören bereits Seilbahnen zum ÖPNV, auch Flugtaxis werden das Portfolio bald ergänzen. Genauso wie autonome Taxis – bereits seit 2016 können Uber-Kunden in Downtown Pittsburgh einen selbstfahrenden Ford Fusion rufen. Aber auch das Parken spielt bei der Reduzierung der Stickstoffe eine große Rolle. Denn jede PKW-Fahrt beginnt und endet mit einem Parkvorgang. So macht der Parksuchverkehr ganze 30 Prozent des Gesamtverkehrs in Städten aus.(4) Park-Apps sollen dies künftig drastisch reduzieren.
E-Mobilität nimmt an Fahrt auf.
Die Weiterentwicklung der Elektromobilität ist eine der Säulen, um die nachhaltige Entwicklung voranzutreiben. Voraussetzung für eine breite Akzeptanz ist es, das Laden zu vereinfachen. Denn besonders auf längeren Strecken sind Elektrofahrzeuge noch problematisch.
Nirgends ist die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen größer als in China. 2016 wurden bereits 500.000 Elektrofahrzeuge verkauft. Auch die Hersteller Mercedes-Benz, BMW, Ford und die Volkswagengruppe haben reagiert und ein gemeinsames Vorhaben eines Schnellladenetzwerks für Europa unterzeichnet. In diesem Memorandum of Understanding (MoU) sind die Ziele festgeschrieben, in Europa Schnellladestationen für High-Power-Elektrofahrzeuge zu installieren, die bis zu 350 kW an Leistung bringen. Zum Vergleich: Die meisten EV-Ladestationen bringen momentan nur 50 kW. Auch Dr. Frank Spennemann, Leiter Flottenladelösung PKW der Daimler AG, sieht das so: „Unser Ziel ist es, Elektromobilität durch die besten Ladelösungen zu unterstützen.“
Athlon ist einer der Vorreiter in Sachen Elektromobilität. Es wurden bereits erste Ladepunkte des Partners NewMotion am Standort Düsseldorf in Betrieb genommen, um den Umstieg für Mitarbeiter attraktiver zu machen. André Girnus, Geschäftsführer Athlon Deutschland: „Um Elektromobilität auch in die Flotten zu bringen, können wir unseren Kunden nun Lösungen aus einer Hand anbieten – und zwar markenübergreifend.“ Das ist per Kooperation mit NewMotion machbar, einem der führenden Anbieter für intelligente Ladelösungen. Er bietet derzeit mehr als 45.000 private Ladestationen in den Niederlanden, Deutschland, Frankreich und im Vereinigten Königreich. Darüber hinaus haben Inhaber von Ladekarten Zugang zu mehr als 100.000 öffentlichen Ladepunkten in 28 Ländern Europas. Die Zukunft ist also bereits in der Realität angekommen.
Es geht aber nicht nur um den Individualverkehr. Auch im öffentlichen Verkehr haben europäische Städte ambitionierte Pläne. In London müssen seit 2018 alle neuen Taxis emissionsfrei sein und spezielle Ladestationen haben. Oslo hat spezielle Fahrspuren für Elektro-Sharing-Fahrzeuge. Und die Pariser Verkehrsbetriebe RATP wollen bis 2025 800 Elektrobusse für Paris bestellen.(5)
Dank eines intelligenten Energiemanagements können Fahrzeuge in Zeiten niedriger Stromtarife oder bei Mehrproduktion erneuerbare Quellen aufladen. Außerdem ist es möglich, dass bidirektionale Ladesysteme ungenutzte Energie ins Netz zurückspeisen und so zur Stabilisierung des Energienetzes beitragen. Das Ganze nennt sich dann V2G-Technologie, „Vehicle to grid“ – vom Fahrzeug zum Netz.
Alles bleibt anders.
Werden Smart Cities alle gleich aussehen? Werden sie angesichts von so viel Technik kalt und seelenlos? Und werden wir auch in Zukunft noch dieses Summer-Feeling erleben, das im letzten Jahrtausend Lovin’ Spoonfull oder Joe Cocker zu unvergesslichen Songs inspiriert hat? Wenn wir es schaffen, Smart Cities tatsächlich an den Bedürfnissen der Menschen zu orientieren und deren eigenständigen Charakter zu erhalten, kann man sich auf den „Summer in the City“ weiterhin freuen – mit frischer Luft, neuer Mobilität, Flexibilität und viel Grün zur Erholung.
